In den letzten Jahrzehnten haben Stress, sensorische Stimulation (Reizüberflutung), steigende Anforderungen von außen (z.B. durch besorgte oder fordernde Eltern, ungeduldige Lehrer und Stresssituationen im allgemeinen) in der Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen enorm zugenommen. Kinder versuchen, mit denen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, sich gegen den Stress unserer Zeit zu wehren und werden dabei häufig falsch interpretiert und als verhaltensauffällig abgestempelt. Folgeerscheinung solcher Umstände sind Leistungsabfälle in Teilbereichen, die für uns Eltern oft schwer einzuordnen sind. Diese Tatsache sollte Grund genug sein um für umfassendere Hilfemaßnahmen zu sorgen um dem Kind einen individuell realisierbaren Lösungsansatz bieten zu können.
Auch ich kam während meiner über 30jährigen Berufstätigkeit als unterrichtender Schlagzeuger und Musiker nicht umhin mich mit den zunehmenden Problemlagen meiner Schüler auseinander zu setzen, um den neuerlichen Anforderungen durch meinen Unterricht gerecht zu werden. Immer öfter stand nicht mehr die reine Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Vermittlung sozialer Kompetenz auf emotionaler Ebene. Sicher trifft es nicht auf jeden meiner Schüler zu, aber ich sah mich häufig konfrontiert mit Kindern die stark impulsiv reagierten und das in unterschiedlicher Ausgeprägtheit. Schwächen wie zum Beispiel Bewegungsunruhe und damit verbundene Konzentrationsschwächen, Koordinierungs- und Steuerungsschwächen (z.B. unharmonische Bewegungen oder die teilweise Unfähigkeit Kräfte exakt dosieren zu können), Überempfindlichkeit bei Kritik oder Versagen sowie eine niedrige Frustrationstoleranz nahmen zu. Durch meine Arbeit bzw. die Struktur und die Beschaffenheit der Materie die ich durch den Schlagzeugunterricht vermittle, ist es mir möglich flexibel auf den einzelnen Schüler zu reagieren um einigen Auswirkungen der Problemlagen entgegen zu wirken oder im besten Falle Blockaden aufzuweichen. An diesem Punkt möchte ich nicht falsch verstanden werden, sicherlich kann ich notwendige Therapieformen nicht ersetzen, aber ich kann dem Schüler Ausdrucksmöglichkeiten auf anderer Ebene anbieten. Basierend auf der Grundlage der Musik und speziell der Rhythmik erhält der Schüler die Möglichkeit des physischen Erlebens, ganzheitlich mit Körper und Geist, lernt sich selbst wahrzunehmen und seine Kräfte zu bündeln und zu dosieren. Die Haltung des Körpers und letztlich auch die Haltung zu sich selbst wird beobachtet, analysiert und verändert. Der Unterricht soll Spaß machen und eine lebensbejahende Haltung fördern.
Motivation sehe ich als ein notwendiges Grundelement jeder Entwicklung an. Ein entscheidender Faktor, der mir hierbei in die Hände spielt, ist die Eigenmotivation die jeder Schüler mit in den Unterricht bringt, wenn er sich für das Instrument Schlagzeug entschieden hat. Im Gegensatz zu anderen Instrumenten wie zum Beispiel Geige oder Klavier bei denen der Gang zum Unterricht wohl eher von den Eltern initiiert wurde, kann ich beim Schlagzeug davon ausgehen, dass es das Kind selbst war, welches diesen Wunsch hatte. Diese grundsätzliche Bereitschaft zur Aktivität und den daraus resultierenden Handlungsdrang mache ich mir zunutze um diese Energien zu kultivieren. Aufgrund meiner Erfahrungen und Kenntnisse sowie dem fachlichen Austausch mit Berufskollegen habe ich folgendes Konzept erarbeitet.
Mir ist sehr daran gelegen eine kommunikative Beziehung zu meinen Schülern aufzubauen in der sie sich als gleichwertigen Gesprächspartner empfinden. Dies kann über das Fachliche geschehen (fachsimpeln über das Thema Schlagzeug). Genauso gut, und bei Einsteigern in die Materie noch besser aber ist ein ungezwungenes Gespräch über andere Gemeinsamkeiten, Hobbys, etc. Den sogenannten Frontalunterricht, der den Schüler unweigerlich in eine Defensivrolle zwingt und sich, aus meiner Sicht, letztendlich als kommunikationshemmend erweist, lehne ich ab.
Je nach Alter, Wissensstand und Motivation meiner Schüler versuche ich zunächst einen mehr oder weniger spielerischen Umgang mit dem Instrument als Einstieg zu nutzen. In der „Kennenlernphase“ lasse ich den Schüler auf Entdeckungsreise gehen. Er kann sich an das Instrument setzen und frei von Aufgabenstellungen darauf herumspielen. Ich nutze diese Zeit um zu beobachten, vorhandene Fähigkeiten oder Defizite zu lokalisieren, gebe hier und da schon mal kleine Tips, beantworte auftretende Fragen zur Materie und versuche etwas ängstlichen Schülern die Scheu zu nehmen. Ich versuche mich, soweit möglich, dabei bewusst im Hintergrund zu halten, dem Schüler nicht zu sehr „auf die Pelle“ zu rücken oder gar durch allzu „lehrerhaftes“ Verhalten eine einschüchternde Wirkung auf den Schüler auszuüben. Es geht darum eine vertrauensvolle Basis zu schaffen damit sich der Schüler voll und ganz in den Unterricht einbringt.
Unter dem Begriff Kommunikation verstehen wir im allgemeinen „miteinander reden". Doch auch andere Arten sich mitzuteilen oder Wissen zu vermitteln sind möglich. Ebenso etabliert in einem vertrauensvollen Lehrer/Schüler Verhältnis sollte die nonverbale Kommunikation sein. Raumverhalten und Körpersprache, Gestik, Mimik, Tonfall, die Art zu beobachten und Bewegungen sind Dinge, die durchaus vom Schüler wahrgenommen werden. Ein richtiger Umgang damit kann motivierend wirken und trägt zu einer guten und entspannten Lernatmosphäre bei. Die Gewichtung der nonverbalen Kommunikation sollte nicht unterschätzt werden. Obwohl wir es gewohnt sind alles kognitiv zu erfassen und möglichst viel verbal erfahren, so muss hier noch einmal verdeutlicht werden, dass Musik letztlich auf einer nichtsprachlichen Ebene stattfindet. Es ist also möglich mittels Handlungen, Bildern und Klängen ebenso zu kommunizieren oder Informationen weiterzugeben, die nicht über den intellektuellen Kanal, sondern als Erlebnis und Empfindung weitergegeben werden. Dadurch erhält der Schüler die Möglichkeit zu Erkenntnissen zu gelangen, die auf seinem selbst durchlebten Erfahrungsbereich beruhen. Solche Erfahrungen bleiben dem Schüler nachhaltiger im Gedächtnis als es antrainierte Instruktionen jemals sein werden. Zusätzlich zur verbalen Kommunikation die ich meist zum Übermitteln rein theoretischer Dinge anwende, arbeite ich mit zwei weiteren, meiner Ansicht nach, wichtigen Formen.
Optisch: Durch geschickten Einsatz von Körpersprache kann ich, während der Schüler spielt unterstützen, kritisieren und korrigieren ohne dabei den Spielfluss des Schülers zu unterbrechen.
Akustisch: Durch Vorspielen des Lehrers wird der Schüler zur Nachahmung animiert, durch akustische Signale kann man den Schüler beim Zusammenspiel beeinflussen und durch eine Übung geleiten.
Wichtig ist immer dass die gewählte Kommunikationsform die Aufmerksamkeit des Schülers auf sich zieht. Ein verbal vermittelter Verbesserungsvorschlag, während der Schüler noch spielt erreicht ihn meist nicht. Hier wäre es sinnvoll zu warten bis er seine Tätigkeit beendet hat und erst dann ein paar erklärende Worte abgibt.
Grundsätzlich teile ich die Unterrichtsthemen zum Erlernen des Instruments in zwei Gruppen auf. Zum einen geht es um das Vermitteln von Wissen (Instrumentenkunde, geschichtliche Hintergründe, theoretische Grundlagen wie zum Beispiel das Erlernen der Notenschrift, etc), zum anderen geht es um das Erarbeiten von Können, was der wesentlich zeitaufwendigere Teil ist.
Das Wissen zu vermitteln fördert beim Schüler die kognitiven Fähigkeiten, er lernt Dinge zu erkennen (oftmals vom sogenannten „Aha-Effekt“ begleitet) und Zusammenhänge herzustellen. Da theoretisches Wissen, im Gegensatz zu erarbeitetem Können leichter wieder in Vergessenheit gerät, bemühe ich mich dieses zumeist in schriftlicher Form weiter zu geben. Der Schüler soll die Möglichkeit haben zu einem späteren Zeitpunkt immer wieder auf dieses Wissen zurückgreifen zu können um sich an frühere Unterrichtsstunden zu erinnern.
Können zu vermitteln ist der schwierigere Teil der Sache, bleibt dem Schüler dafür aber auch nachhaltiger im Gedächtnis. Es bedarf unzähliger Wiederholungen um sich bestimmte Fähigkeiten bezüglich Bewegung und Koordination anzueignen. Dies erfordert Konzentration, Ausdauer und die Fähigkeit sich nicht von jedem kleinen Fehlschlag aus der Bahn werfen zu lassen (Frustrationstoleranz). Ich versuche hier so viel Zeit wie möglich zu investieren um diese Fähigkeiten zu vermitteln.
Rhythmus ist eng verknüpft mit dem Erkennen/Erfassen von Geschwindigkeit und Zeit. Fachbegrifflich ausgedrückt heißt das Timing. Der Schüler wird angeleitet eine ihm eigene „innere Uhr“ auszubilden, verschiedene Geschwindigkeiten in sich aufzunehmen und wiederzugeben. Er lernt Zeit einzuteilen, Zeit zu „managen“ (Zeitmanagement). Bewegungen die an bestimmte Geschwindigkeiten geknüpft sind erfordern eine Gleichmäßigkeit und innere Ruhe die sich positiv auf das Verhalten in Stresssituationen auswirken kann.
Das Schlagzeug ist ein sehr komplexes Instrument und erfordert den Einsatz von Armen, Händen, Beinen und Füssen. All diese Gliedmassen müssen koordiniert, zum Zusammenarbeiten gebracht werden. Gleichzeitig müssen die einzelnen Extremitäten in ihren Bewegungen unabhängig voneinander werden. Ich leite meine Schüler dazu an, selbst wahrzunehmen welche Bewegungen korrekt oder unvorteilhaft sind. Dies fördert die Fähigkeiten bezüglich der Urteilsfähigkeit und Selbsteinschätzung und vermittelt nicht zuletzt ein besseres Kennenlernen des eigenen Bewegungsapparats. Der Schüler lernt seine Bewegungen zu beobachten, kontrollieren und wenn nötig zu korrigieren. Er entwickelt ein bewusstes Körpergefühl. Gleichzeitig gehen die Bewegungsabläufe ins Unbewusste über, werden automatisiert. Er lernt seinen Reflexen zu Vertrauen. Durch das Erlernen der Technik werden die Sinne für Körperhaltung, Bewegungen, Kraftdosierung und Muskeleinsatz geschärft. Der Schüler stellt mit der Zeit eine Beziehung zwischen Bewegung und Klang her, lernt globale Zusammenhänge durch themenübergreifendes Denken zu erkennen.
Selbständiges Lernen setzt die Fähigkeit voraus sich selbst beurteilen zu können. Die Wahrnehmung und schließlich die Beurteilung seiner eigenen Fähigkeiten setzt sich aus mehreren Sinneseindrücken zusammen. Sich selber zuhören ist einer davon (Gehörsinn), bezieht sich aber letztendlich nur auf das Ergebnis (den erzeugten Klang). Die zur Entstehung des Klangs vorausgegangene Bewegung erfährt der Schüler durch Wahrnehmung seines eigenen Körpers, durch Beobachten der Körperhaltung und der Bewegungsrichtung (Sehsinn, Gefühlssinn), durch Kontrolle über Kraftdosierung und Muskeleinsatz (Gefühlssinn). Ich versuche dem Schüler so früh wie möglich diese Fähigkeit der Selbstbeurteilung mit auf den Weg zu geben. Selbsteinschätzung und Selbstkontrolle schaffen die Voraussetzungen um sich unabhängig von der Beurteilung durch einen Lehrer, zum Beispiel in der Zeit bis zur nächsten Unterrichtsstunde, zu verbessern.
Klare Strukturen im Aufbau des Unterrichts schaffen Transparenz und erleichtern dem Schüler die Orientierung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten Lehrinhalte zu vermitteln. Welche Methode ich letztendlich dabei anwende, hängt davon ab welche Vorgehensweise mir in einer bestimmten Situation am erfolgversprechendsten erscheint. Grundsätzlich unterscheide ich zwischen zwei Möglichkeiten. Zum einen die erklärende (deklarative) Methode und zum anderen die erlebende (prozedurale) Methode. Im normalen Schulalltag ist es der Schüler gewohnt fast alle Anforderungen mit dem deklarativen Gedächtnis zu bewältigen. Beim Instrumentalunterricht sieht das ganz anders aus denn hier ist das zu vermittelnde Wissen im Vergleich zu den zu erarbeitenden Fähigkeiten eher gering. Jeder Mensch lernt auf unterschiedliche Art und Weise und es ist Aufgabe des Lehrers zu erkennen welche Methode, in welcher Situation, bei welchem Schüler am schnellsten zum Lernziel führt. Ein Schüler ist zum Beispiel ein guter Beobachter. Diesem sollte man Bewegungen immer wieder so detailliert wie möglich vormachen. Ein anderer wird besonders motiviert wenn er gleich mitspielen darf. Für solche Schüler sollte das gemeinsame Spiel mit dem Lehrer Mittelpunkt des Unterrichts sein und ein dritter ist besonders zu aktivieren wenn er einfach nur zuhören darf. Diesem sollte man möglichst viel vorspielen und ihm Zeit geben es dem Lehrer gleichzutun. Fakt ist, je aktiver sich ein Schüler in den Unterricht einbringt, desto langanhaltender wird Gelernte in Erinnerung bleiben.
Der Lehrer bestimmt und kontrolliert Tempo und Richtung des Unterrichts. Der Schüler kann sich in seine Hände geben ohne sich um übergeordnete Dinge kümmern zu müssen, er lässt sich führen und ist „steuerbar“. Das setzt natürlich voraus dass der Schüler dem Lehrer vertraut. Die Methode eignet sich um neue Lektionen zu beginnen oder um etwas ängstliche Schüler aktiver werden zu lassen.
Hier beobachtet der Schüler die Handlungen des Lehrers und spielt nach. Zuhören und Beobachten stehen an oberster Stelle, dadurch werden Auffassungsgabe und Merkfähigkeit mittrainiert.
Hier steht das gesprochene Wort im Vordergrund. Hintergrundinformationen zu Themen werden verbal vermittelt. Teilaspekte werden somit verknüpft und in einen globalen Zusammenhang gebracht. Schüler und Lehrer begegnen sich auf einer ebenbürtigen und kollegialen Ebene. Die Methode eignet sich um neue Konzepte einzuführen oder um zusätzliche Informationen zu geben, dient also eher der Wissensvermittlung als dem Erarbeiten von Fähigkeiten.
Hier wird dem Schüler Raum und Zeit gegeben um mit einer Thematik spielerisch umzugehen. Behandelte Themen können weitergeführt und erlernte Fähigkeiten selbständig angewandt werden. Die Methode fordert den Schüler zur Aktivität auf, bezieht ihn stark in den Unterrichtsablauf mit ein und fördert seine Selbständigkeit.
Durch bewusstes Vorenthalten einer Lösung und geschickt angebrachte Hinweise die zur Lösung führen können soll der Schüler behutsam an eine Entdeckung herangeführt werden. Selbst entdeckte Erkenntnisse hinterlassen einer tieferen Eindruck beim Schüler und werden in den seltensten Fällen wieder vergessen. Die Methode ist zeitaufwendig lohnt sich aber in bestimmten Situationen.
Durch das Zusammenspiel mit dem Lehrer soll der Schüler motiviert werden sich zu verbessern. Der Lehrer setzt kleine Akzente und beobachtet ob und wenn ja, was der Schüler davon aufnehmen kann. Auf welche Dinge er reagiert und auf welche nicht. Die Methode eignet sich um bestimmte musikalische Interessen des Schülers zu lokalisieren aber auch um frei mit bereits Gelerntem umzugehen und sich weiter zu entwickeln.
Kontrolle und Selbstkontrolle sind notwendig um Fortschritte zu erkennen. Der Schülers muss sehen können dass er was dazugelernt hat, nur so ist es auf Dauer möglich seine Motivation aufrecht zu erhalten. Um Fortschritt erkennen zu können ist es nötig einen festen Bezugspunkt zu haben, einen Wert an dem man sich messen kann. Der Schüler sollte seine Stärken erkennen und seinen Schwächen unter Anleitung nach individuellen Möglichkeiten begegnen. Er muss seine Grenzen kennen lernen. Des weiteren bedarf es einer Zielsetzung, einer Richtung in die man gehen möchte. Innerhalb dieser Grenzen, „von wo komme ich – wo möchte ich hin“ lässt sich Fortschritt besser messen. Ich habe einen Orientierungsplan in verschiedenen Teilbereichen erarbeitet den ich mit dem Schüler in regelmäßigen Abständen auswerte damit er seinen aktuellen Standort bestimmen kann.
- Bewegung
- Körperbewusstsein
- Technik
- Wissen, Verstehen
- Theorie, Geschichte
- Ausdrucksfähigkeit
- Musikalität
- Empfindung
- Positive Einstellung
- Motivation
- Auftreten und Präsenz
- Sozialmusikalische Rollenverteilung (Bandchef, Begleiter, Solist)
- Interaktion (aufeinander reagieren)
- Urteilsfähigkeit
- Selbstwahrnehmung, Selbsteinschätzung
- Meinungsbildung
- Frustrationstoleranz
- Konzentration und Ausdauer
In diesem Zusammenhang macht es durchaus Sinn die Relevanz der Zielsetzungen zu überprüfen. Ein zu hoch gestecktes Ziel, wie zum Beispiel eine perfekte künstlerische Solodarbietung hinzulegen, welches nur langfristig zu erreichen ist, sollte zunächst einmal zugunsten kurzfristiger Ziele, wie zum Beispiel sich bestimmte handwerkliche Fähigkeiten zu erarbeiten hinten angestellt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen dass die Musik und der damit verbundene Unterricht vielschichtige Aspekte bietet die, wenn man sie einzeln erlernen müsste, zeitraubend und nicht besonders spannend zu erwerben wären. Gerade das Erlernen des Instruments Schlagzeug ist so komplex und erfordert Können und Wissen in so vielen Teilbereichen, dass diese fast unmöglich separiert zu erlernen sind. Dies ist auch gar nicht nötig denn der Körper lernt ganzheitlich und nie nur eine Sache auf einmal. Selbst unser Gehirn ist auf diese Weise strukturiert. Informationen werden nie isoliert behandelt sondern stehen in Beziehung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. Ich versuche im Unterricht verschiedene Teilbereiche geschickt miteinander zu verbinden, so dass der Schüler immer mehrere Dinge auf einmal aufnehmen kann ohne das ihm das bewusst wird.
In der Vergangenheit habe ich das Instrument Schlagzeug nur in Einzelstunden unterrichtet, weil ich der Meinung war dass ich nur auf diese Weise individuell auf den Schüler eingehen kann. Sollte dies erforderlich sein, zum Beispiel wenn ein Schüler seine ersten Stunden nimmt (Vertrauensbasis schaffen) oder wenn er an einem, nur für ihn wichtigen Problem arbeiten möchte (Individuelle Weiterbildung) werde ich auch weiterhin auf diese Unterrichtsart zurückgreifen. Doch realistisch betrachtet muss ein Einsteiger in die Materie zuerst einmal das „Handwerk“ erlernen bevor er an Aufgaben wie Interpretation oder künstlerischem Ausdruck arbeitet. Dieses handwerkliche Basiswissen und –können lässt sich oftmals besser in einer Gruppe vermitteln. In letzter Zeit haben sich, eher zufällig, im Unterricht Situationen ergeben die mir den Gedanken des Gruppenunterrichts wieder näher gebracht haben. Man sollte sich folgendes mal durch den Kopf gehen lassen.
Musikmachen wird in überwiegendem Maße in Gruppen praktiziert. Warum sollte man nicht also auch in Gruppen unterrichten?
Der Löwenanteil heutiger Musik wird für Gruppen komponiert, im kollektiv erarbeitet und von Gruppen dargeboten. Wo lernt man Teamgeist, Kommunikation und sozialen Umgang besser als in einer Gruppe?
Wesentliche Bestandteile der Musik sind das „Aufeinander-Eingehen“ und das „Miteinander-Umgehen“. Wo lernt man dieses interagieren besser als in einer Gruppe?
In einer Gruppe bietet sich dem Schüler die Möglichkeit sich mit anderen zu messen. Er sieht, dass auch seine Mitschüler Schwierigkeiten haben und kann beobachten wie sie damit umgehen um sie zu bewältigen. Gruppenschüler können sich untereinander austauschen, gegenseitig voneinander profitieren und sich wechselseitig motivieren.
Aufgrund dieser Tatsachen biete ich meinen Schlagzeugunterricht auch in Gruppen an.
So wie jede gute Geschichte oder jeder Spielfilm ein gutes Ende braucht, sollte auch der Unterricht zu einem befriedigendem Abschluss gebracht werden. Der Schüler soll ein positives Gefühl mit nach Hause nehmen. Um dies zu erreichen stelle ich oft lockere, freie, spielerische Übungen an das Ende der Stunde die ihm zeigen was er in dieser Stunde erreicht hat. Ich weise, teilweise durch Vorspielen, darauf hin was er aus dem Gelernten nun weiterentwickeln kann und wohin seine Bemühungen führen können. Nur durch diese Motivation wird er auch weiterhin den Fleiß aufbringen an sich zu arbeiten.
In der Realität gelingt es manchmal nicht eine Thematik innerhalb einer Unterrichtsstunde zum Abschluss zu bringen, sei es weil der Schüler sich nicht richtig konzentrieren konnte oder weil der Lehrer die Lerngeschwindigkeit falsch eingeschätzt hat und die Zeit nicht mehr ausreicht. Dieser Abschluss kann dann auch anders erreicht werden in dem man zum Beispiel einen Rückblick auf die Stunde schafft, bei dem gezeigt wird was trotz aller Schwierigkeiten schon ganz gut lief, man kann Ausblicke auf kommende Themen geben um den Schüler motiviert zu halten.
Letztendlich soll Schlagzeugspielen dem Schüler Spaß machen, egal ob er den Anspruch hat Profi-Schlagzeuger zu werden oder den Unterricht nur als Ausgleich zum Schul- oder Berufsalltag ansieht. Der Schüler soll glücklich und mit dem Gefühl etwas erreicht zu haben nach Hause gehen. Deshalb bemühe ich mich auch meine eigenen Zielsetzungen nicht auf den Schüler zu projizieren. Mir ist es wichtiger daß er sich die Freude am Spiel bewahrt, als ihn zu technischen Höchstleistungen zu prügeln. Ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, das ich mit Freizeitbeschäftigungen wie zum Beispiel Fernsehen oder Computerspielen konkurrieren muss, bin jedoch der Ansicht dass ein interessant gestalteter Unterricht sowohl kurzfristig als auch langfristig zu einer emotionalen Befriedigung führt die wohl mit keiner der oben genannten Beschäftigungen zu erreichen sein dürfte.